zu Gast bei… Anette Behm – Weihnachten im Erzgebirge

Ich fühlte mich gleich wie im Erzgebirge – in einem liebevoll weihnachtlich geschmückten Raum wurden wir empfangen. Überall leuchteten Kerzen – auf Pyramiden, Schwibbögen, Leuchtern oder auf dem Tannenbaum. Und natürlich fehlten die berühmten Schnitzereien nicht – Bergleute, Engel, Sterne , Räuchermänner – alles hatte Anette geschmackvoll in ihrer Wohnung drapiert und lud uns ein zum traditionellen erzgebirgischen Hutzenohmnd. Das – so erfuhren wir, bedeutet – „zusammenkommen, gemeinsam zusammenhocken, erzählen und singen“. Entstanden ist diese Tradition Mitte des 16. Jahrhunderts, damals ging es darum, Brennmaterial und Kerzen zu sparen, deshalb trafen sich vor allem die Frauen der Bergleute immer abwechselnd bei einer Familie. Dabei wurden Federn geschlissen (für die Betten), es wurde geklöppelt oder auch geschnitzt. Natürlich erzählte man sich alles Wichtige (Fernsehen und Rundfunk gab es ja nicht) und es wurde gesungen. Auch wir hörten erst das typische „Hutzenlied“ ( In Winter Obnd, wenn´s wattern tut) und gemeinsam sangen wir natürlich auch Weihnachtslieder. Auf der festlich geschmückten Tafel verwöhnte uns Anette mit Stollen, Kuchen, Plätzchen, Obst, Kaffee, Sekt und Glühwein und erzählte auch, dass im Erzgebirge zu Weihnachten unbedingt „Neinalaa“ gegessen werden muss – also neun verschiedene Gerichte – wie Gänsebraten, Klöße, Bratwurst, Linsensuppe ( damit das Geld nicht ausgeht) oder Sauerkraut. Die große Überraschung für uns waren zwei Klöpplerinnen aus Bernau, die uns mit ihren Klöppelkissen und den vielen kleinen Klöppeln zeigten, wie die wundervollen Kunstwerke entstehen, wieviel Mühe und Zeit hinter so einem kleinen Stern steckt, den dann jede von uns auch noch geschenkt bekam. Wir erfuhren, dass die Unternehmerswitwe Barbara Utmann im 16. Jahrhundert das Klöppeln im Erzgebirge einführte, damit die Bergmannsfrauen, die oft sehr früh ihre Männer verloren, selbst Geld verdienen konnten. Im Erzgebirge ist auch heute das Klöppeln weit verbreitet, aber wie kommt Klöppeln nach Bernau? Die beiden Frauen erzählten uns, dass 1970 in Bernau das Schichtpressstoffwerk gebaut wurde. Damals kamen Fachleute mit ihren Familien aus dem Erzgebirge in dieses Werk und die Frauen hatten ihre Klöppelutensilien dabei. Seither gibt es in Bernau eine Klöppelgruppe, in der diese wunderbare Tradition bis heute weiter gepflegt wird. Wollen wir hoffen, dass sich in Zukunft auch wieder Jüngere dafür interessieren, damit diese Kunst im Barnim nicht verloren geht.
Danke, Anette, für diesen wundervollen Hutzenohmnd.

Anne-Katrein Becker

Fotos: privat